Motivation
Wer sich heute im Wald aufhält, ob als Jogger, Spaziergänger, Fahrradfahrer oder Wanderer, wird sehr schnell feststellen müssen, dass das Ökosystem Wald mehr und mehr zu einem „Holzacker“ verkommt, der von modernen Großmaschinen zerrissen und zerstückelt wird. Der angestrebte Erholungswert bleibt auf der Strecke, sobald die Realität die bekannten Vorstellungen von einem gesunden Ökosystem Wald eingeholt hat:
- schmale, federnde Waldwege werden zu einem großflächigen Netz an breiten, geschotterten Wirtschaftsstraßen.
- die für die Artenvielfalt wichtigen Wegesränder werden zerstört .
- Bäume und Sträucher an den Wegesrändern werden bis zu 3 m beidseitig maschinell abgeschnitten zum ungehinderten Einfahren von Großmaschinen.
- riesige Holzpolter, Baumkronen und Astmaterial entlang aufgerissener Wege.
- die Holzernte erfolgt dabei ganzjährig ohne Rücksicht auf Schonzeiten für das Wild, Brutzeiten für die Vögel und vollkommen losgelöst von Witterungseinflüssen (s.o. rechts – auch wenn dieser Baum als zu erhaltend markiert wurde, ist aufgrund der zerstörten Umgebung seine Funktion als Nistbaum wohl hinfällig).
- für eine profitorientierte Holzernte wird ein engmaschiges Netz an „Rückegassen“ in den Wald geschlagen, die regelmäßig von tonnenschweren Erntemaschinen (Harvester und Forwarder) befahren werden, welche ihre tiefen Spuren nachhaltig im Waldboden hinterlassen.
- Reger Fahrzeugbetrieb zu allen Tages- und Nachtzeiten, Maschinenlärm und aufschlagende Bäume die Ruhe aus dem Wald tragen.
All diese und weitere für viele Waldbesucher erkennbare Auswirkungen haben ihre tatsächliche Ursache im Beschluss und der beginnenden Umsetzung der bayerischen Staatsforstreform von 2005.
Wer sind wir?
Da die Interessen des Ökosystems Wald von den politischen Parteien nicht ernsthaft und ausreichend wahrgenommen werden, haben wir auf Initiative von Eckhard Schulz eine Bürgerinitiative mit dem Namen „Gegen die Waldzerstörung“ gegründet. Diese Bürgerinitiative wird sich kritisch mit der aktuellen und zukünftigen Waldentwicklung insbesondere in den Öffentlichen Wäldern seit Beginn der Forstreform auseinandersetzen, und hat den Anstoß zur Gründung des Bundesverbandes „BundesBürgerInitiative WaldSchutz (BBIWS) Gemeinsam stark für unseren Wald“ gegeben.
Auch wünschen wir uns, wie zahlreiche, um den Wald besorgten Bürger und Bürgerinnen, ein stärkeres Eintreten von Naturschutzverbänden- und Behörden für UNSEREN Bürgerwald, der seit der Forstreform immer mehr genutzt und immer weniger geschützt wird.
Der Name „Gegen die Waldzerstörung“ wurde mehrheitlich beim Gründungstreffen am 03.03.2017 gewählt und beinhaltet die Summe der immer massiver werdenden Eingriffe, angefangen vom Flächenfraß allgemein, einer stark zunehmenden Holznutzung, Bodenschädigungen durch Großmaschinen, flächendeckenden Forststraßenausbau, Wegrandschädigungen u.v.m.
Der aktuelle Sprecherrat dieser Bürgerinitiative besteht aus folgenden Mitgliedern:
1) Claudia Blank
2) Herbert Fahrnbauer
3) Dr. Dr. Roland Rippel
4) Eckhard Schulz.
Foto vom Gründungstreffen am 03.03.2017: (von rechts): Herbert Fahrnbauer, Claudia Blank, Dr. Dr. Roland Rippel.
Herbert Fahrbauer, Dr. Dr. Roland Rippel, Claudia Blank, Eckhard Schulz (von links) beim zweiten BundesBI-Treffen in Frankfurt am 27.08.2017
Ziele:
Im Mittelpunkt unserer Initiative steht die Erhaltung und die nachhaltige Entwicklung eines gesunden und widerstandsfähigen Waldes unter der Voraussetzung, dass die Gleichrangigkeit von Schutz-, Nutz- und Erholungsfunktion des Waldes uneingeschränkt die Grundlage forstwirtschaftlichen Handelns bleibt., sowie die Gemeinwohlfunktionen von Mensch, Tier und Natur gegenüber wirtschaftlichen Interessen wieder eindeutig in den Vordergrund rücken müssen!
Daraus abgeleitet ergeben sich folgende Ziele:
- Verpflichtung der Forstwirtschaft zur Bewahrung der Diversität von Waldlebensräumen und der Erholungsfunktion des Waldes; Aufrechterhaltung der Funktionsfähigkeit des Waldes.
- Ausgestaltung der Bannwald- , Natura 2000- , FFH- und Vogelschutzrichtlinien, wie auch deren Anwendung auf Landschaftsschutz- und Naturschutzgebiete. Die Bewirtschaftung dieser Wälder in diesen Schutzgebieten muss sich zwingend an den Schutzzielen orientieren.
- Reduzierung der Holzentnahme!
- Die Forstwirtschaft ist dem Nachhaltigkeitsprinzip und dem Prinzip der Generationen- gerechtigkeit
- Herausnahme von 10% des staatlichen Waldes aus der Holzbewirtschaftung als Waldreservate.
- Waldpädagogik und Erholung im Wald als wichtige Basis für die Förderung des Umweltbewusstseins insbesondere auch bei Kindern und Jugendlichen, Reduzierung der steigenden Naturentfremdung, Erhöhung der Sensibilität für die Natur.
- Vermeidung der Destabilisierung der Waldökosysteme durch naturnahe und ökogerechte Waldbewirtschaftung (vgl. Lübecker Konzept).
- Erhalt der biologischen Vielfalt, Produktivität, Erneuerungsfähigkeit und Vitalität; ökogerechte Waldbewirtschaftung, naturnaher Waldzustand.
- Schonung der wichtigen Wegesränder mit ihrer Artenvielfalt.
- Reduzierung der Risikofaktoren (Sturmschäden, Schädlingsbefall, Wasserhaushalt, Temperaturprofil, Artenvielfalt) für den Wald hinsichtlich seiner Entwicklung und Bewirtschaftung.
- Schonender Umgang mit dem Waldboden, weitgehender Schutz vor Beeinträchtigungen, der Einsatz von kleinen, bodenschonenden Maschinen ist auf die Erfordernisse des Waldes und des Waldbodens auszurichten; Vermeidung von gravierenden und langanhaltenden Änderungen der Bodenstruktur (Standort und Witterungseinflüsse).
- Konsequenter Waldschutz, d.h. Erhalt bzw. Aufbau von vielgestaltigen, naturnahen, arten- und strukturreichen Waldökosystemen; Minimierung von Stamm und Wurzelverletzungen bei der Holzernte. Waldschutzgerechte Holzlagerung. Verzicht auf Bewirtschaftungsmaßnahmen, die die Lebensbedingungen der Bodenlebewesen erheblich beeinträchtigen.
- Bewusstes Belassen von alten Bäumen und Altholzinseln, gezielter Erhalt von stehendem und liegendem Totholz (als Grundlager vieler Lebewesen und Pflanzen).
- Arten- und Biotopschutz im Wald, Erhaltung von Nist- und Brutplätzen, Schlaf- und Überwinterungsplätze, Grundsätzlich keine Holzernte während der Brutzeit vom 01.03. bis 31-07 im EU-Vogelschutzgebiet und konsequenter Schutz von Horst- und Höhlenbäumen. Schutz von in ihrem Bestand bedrohten Pflanzen und Tierarten, Erhaltung historischer Waldnutzungsformen, Biotoperhaltung und – Gestaltung,
- Schutz der Erholungswirkung des Waldes.
- Ökogerechte Waldbewirtschaftung durch gut ausgebildetes und ausreichendes Fachpersonal.
- Mehr Stellen für Revierleiter und Waldarbeiter; im Gegenzug Abbau von Verwaltungsstellen.
- Verkleinerung der nach der Forstreform stark vergrößerten Reviere.
- Vermeidung von Doppelerschließungen entlang der Autobahnen. Besonderer Schutz für die wichtigen Waldränder.
- Erhalt des Lärmschutzwaldes;
- Belassen der Gewinne aus der Waldbewirtschaftung innerhalb des Waldes und seiner Pflege.
- Schaffung einer unabhängigen und übergeordneten echten Kontrollinstanz der Staatsforsten (bisher de facto Selbstkontrolle).
- Transparenz vor allem der wirtschaftlichen Struktur der Staatsforsten.
Oberstes Ziel muss eine Reform der Forstreform sein. Bayerische Staatswälder dürfen nicht länger zu Holzfabriken verkommen und die Holzentnahme noch weiter ausgebaut werden! Es bedarf dringender Korrekturen einer verfehlten staatlichen Sparpolitik, die den Schutz der Wälder wieder eindeutig vor die Nutzung stellen muss!
Um dieses Ziel zu erreichen, braucht es die Unterstützung der Bevölkerung, damit der Wald eine starke Lobby bekommt!